Unser verkehrter Tag
Es war an einem Tag im Oktober, wo meine Schüler (3c – Drachenbaum) während einer Unterrichtsstunde doch tatsächlich meinten: „Lehrer zu sein ist cool – man muss nicht viel machen – nur Anweisungen geben“. Nachdem ich ein paar Minuten in mich gegangen war, dachte ich mir, dass ist die Gelegenheit diese Aussage doch mal auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen zu lassen. Ich bot meiner kleinen Rasselbande an, einen „verkehrten Tag“ zu planen und selbst in die Rolle eines Lehrers zu schlüpfen. Es war die totale Begeisterung. Es dauerte auch nicht lange, da war der Tag im Kalender gefunden (ein Tag vor der Zeugnisausgabe, am 27.Januar 2012) und die zu unterrichtenden Wunschfächer waren schnell vergeben. Die Bedingungen: max. 2 Schüler als Lehrer pro Unterrichtsfach, jeder muss eine Stunde alleine bzw. mit seinem Co. planen (das Thema konnten sie frei wählen), ich bin an diesem Tag Schüler und werde bei keinerlei Problemen einschreiten. Am letzten Donnerstag war es nun soweit und wir waren am Ende alle sehr angetan. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, an diesem Tag alle Register zu ziehen, d.h. alles aus meinem täglichen Schulalltag mit einfließen zu lassen: während der Stunde auf die Toilette zu müssen, unvollständige Arbeitsmaterialien, quatschen, dazwischenrufen, ständig nachzufragen (obwohl die Aufgabe schon 3x erklärt wurde)… Aber das war gar nicht nötig, da die Stunden auch ohne mein Zutun so abliefen. Der Alltag blieb uns also erhalten. Am Ende jeder Stunde hatte ich ein Auswertungsgespräch mit den „kleinen Lehrern“ und der restlichen Klasse durchgeführt. Wir hatten festgestellt, dass es schwer war, 45 min. voll auszufüllen (meistens war die geplante Stunde der Kinder nach 25min. zu Ende und dann mussten sie den Rest der Zeit noch spontan ausfüllen – was ihnen gut gelungen ist), die Disziplin in der Klasse zu halten (so dass man auch eine Chance hat, Wissen zu vermitteln), Aufgabenstellungen so zu formulieren, dass jeder sie versteht, alle Nachfragen der Schüler zu beantworten…
Meine Schüler haben es für die Nachwelt auch noch mal nieder geschrieben, von denen einiges im Nachfolgenden zitiert ist:
Alicia (Mathe): „…Mir hatte es Spaß gemacht. Aber es war schwierig, bei allein Kindern gleichzeitig zu sein und die Kinder ruhig zu halten. Und am Ende war ich Null Komma nichts fertig.“
Bianca (Englisch): „…Es war sehr unruhig. Es ist sehr schwer ein Lehrer zu sein. Aber am Ende hatte es doch ein bisschen Spaß gemacht. … Ich glaube, dass man erst eine Ausbildung machen muss, aber trotzdem war es eine schöne Stunde. … Na ja, ich habe es zumindest gelernt, dass es schwer ist.“
Yorick (DME): „…Leider konnten ich und Nikolaus als Lehrer nicht Schatzjäger mitspielen. Trotzdem hat es mir gefallen….“
Malte (Deutsch): „ Mir hat meine Stunde gefallen, weil wir viel geschafft hatten und es auch einigermaßen ruhig war. … Es war nicht gut, dass sich so wenige gemeldet hatten. Der verkehrte Tag an sich war eigentlich schön.“
Dustin (Sport): „ Mir hat der verkehrte Tag sehr gefallen, weil wir Sport gemacht haben. Mit Moritz waren wir die Lehrer. … und es war nicht leicht Lehrer zu sein, dass muss ich sagen. Und es war sehr anstrengend, weil die Kinder immer laut waren. Aber wir haben sehr viel Spaß gehabt…“
Aurelia (Sachkunde): „ Der verkehrte Tag war toll. Aber in manchen Stunden war es zu laut. Aber ich habe begriffen, Lehrer zu sein, ist nicht einfach. Ständig muss man mit der Glocke läuten. … Also der Tag war wunderbar gelungen.“
Moritz (Sport): „ Ich fand den verkehrten Tag cool! Ich fand meinen Unterricht toll und ich fand den Unterricht der Anderen gut. … Ich fand es nicht so gut, dass immer so viel Quatsch gemacht wurde. Aber wie schon gesagt: ich fand den Tag sehr, sehr, sehr toll….“
Finn (Deutsch): Ich fand es toll als Lehrer. Aber es war auch ein bisschen schwer … und es hat Spaß gemacht. … Es war lustig, wie Frau Schätzchen immer Witze gemacht hat und wie wir sie verpetzt haben und wie sie mitmachen musste. … Aber es war nicht so toll, dass alle einfach reingerufen haben. Es war einfach toll.“
Lana (Kunst): „… Es war ziemlich laut. Wir mussten über 20mal mit der Glocke läuten. Es hat Spaß gemacht und ich würde es noch einmal machen. Die beste Stunde war Sachkunde, denn es gab auch eine Note … und wir haben an der Tafel kontrolliert… Es hat so so so so Spaß gemacht, dass ich es noch 3mal machen würde.“
Nicolaus (DME): „ Der verkehrte Tag bedeutet, dass die Kinder die Lehrer spielen…. Erst haben die Kinder aus dem Internet Lego-Bilder auf Folien kopiert. Dabei haben die Kinder viele Sachen ausprobiert. Am Ende durften sie noch am PC spielen. .. Ich fand es toll und ich fände es toll, wenn wir das noch mal erleben könnten.“
Amelie (Sachkunde): „ … Wir hatten das Thema Frühblüher und Frühling. Ich fand es schwierig als Lehrer. Das hätte ich nicht gedacht. …“
Nils (Mathe): „… Lehrer sein ist gar nicht so einfach. … PC fand ich auch toll, weil wir die letzten 15 Minuten spielen konnten.“
Andrea Schätzchen